• Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute - AGÖF

    Stellungnahme der AGÖF zur Richtlinie VDI 6202-3 - Asbest

    VDI-Richtlinie 6202-3 - Schadstoffbelastete bauliche und technische Anlagen, Asbest – Erkundung und Bewertung

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    Veröffentlicht: endgültige Version des AGÖF-Leitfadens

    Hausstaubuntersuchungen auf chemische Parameter" (SVOC, Schwermetalle, POM)

AGÖF - das Innenraumkompetenzzentrum

Allergene im Innenraum


Mit dem Begriff Allergie wurde ursprünglich die Veränderung der Reaktionsfähigkeit des Körpers gegenüber körperfremden Substanzen gemeint. Inzwischen können die physiologischen Abläufe, für die Ausbildung einer Allergie medizinisch sehr genau beschrieben werden, während die Ursachen, die zur Ausbildung einer Allergie führen nicht eindeutig geklärt sind.

Der Ablauf einer allergischen Reaktion lässt sich allgemein folgendermaßen beschreiben: Der menschliche Körper (auch Tiere können Allergien ausbilden) bildet unter bestimmten Bedingungen gegen Stoffe, die Allergene genannt werden, Antikörper. Bei diesen Allergenen handelt es sich überwiegend um natürliche Stoffe, wie z. B. Pollen, Pilzsporen, Tierepithelien, Milben, Speichel von Tieren oder Nahrungsmittel. Die Aufnahme dieser Stoffe kann über die Nahrung, die Einatmung oder den Hautkontakt erfolgen. Die Phase der Antikörperbildung stellt die Sensibilisierungsphase dar. Kommt es nach erfolgter Sensibilisierung zu erneutem Allergenkontakt tritt eine Allergen-Antikörper-Reaktion ein, die durch die Ausschüttung von Mediatoren verantwortlich für die Ausbildung allergischer Symptome ist. Das können beispielsweise allergische Entzündungen der Nase, der Bronchien oder des Darmes sein, aber auch Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Konzentrationsschwäche.

Eine allergische Rektion ist also eine überschießende Immunreaktion. Das Ausmaß der Reaktion ist abhängig von der Empfindlichkeit des Menschen und der Menge der jeweiligen Allergene. Unter Atopie wird die anlagebedingte Bereitschaft, gegen von außen auf die Haut oder die Atemwege einwirkende Substanzen Überempfindlichkeitsreaktionen zu entwickeln, verstanden.

Eine eindeutige Zuordnung bestimmter Krankheitsbilder und den auslösenden Allergenen ist nicht möglich. In der Regel lösen Allergene, die inhaliert werden, Reaktionen an Augen, Nase oder Bronchien aus wohingegen Allergene die mit der Nahrung aufgenommen werden eher für Magen-Darm-Krankheiten oder Hauterscheinungen verantwortlich sind.1

Dosis-Wirkungs-Beziehungen für solche Reaktionen liegen, sofern sie überhaupt schon bekannt sind, in sehr niedrigen Konzentrationsbereichen und sind bei Grenzwertfestlegungen in der Regel noch nicht berücksichtigt.2 Es gibt keine Tests für die Überprüfung atemwegssensibilisierender Eigenschaften eines Stoffes. Die individuelle Reaktion des menschlichen Körpers ist empfindlicher als herkömmliche Nachweis- und Testverfahren.

Allergische Erkrankungen sind individuelle Reaktionen gegenüber in Mehrzahl nicht schädlichen Stoffen biologischen Ursprungs.

Innenraumfaktoren wird neben der genetischen Disposition bei der Entstehung allergischer Erkrankungen eine bedeutende Rolle zugesprochen. Die unterstellte Zunahme der Allergenexposition in Innenräumen wird als eine mögliche Ursache für die beobachtete Zunahme der Atopie in den letzten Jahrzehnten diskutiert.3

Innenraumschadstoffestellen in vielerlei Hinsicht komplizierende Faktoren allergischer Erkrankungen dar:

  • Sie wirken z.T. selbst als Allergene (z.B. Diisocyanate, Acrylate, Isothiazolone , Epoxide, Phthalsäureanhydrid, Formaldehyd ).

  • Sie können eine vermehrte Empfindlichkeit der Schleimhäute (Augen, Nase, Darm, Atemwege) hervorrufen.

  • Sie können die Durchlässigkeit der Schleimhaut gegenüber Allergenen erhöhen.

  • Sie können allergische Reaktionen verstärken und Pseudoallergien auslösen.

  • Atopiker reagieren häufig empfindlicher auf Innenraumschadstoffe.4

  • Natürliche Schutzbarrieren gegenüber Schadstoffen können durch allergische Erkrankungen (bspw. der Haut) herabgesetzt werden.

Was tun:

  • Allergie auslösende Faktoren mittels eigener Beobachtung und allergologischer Diagnostik feststellen.

  • Quellen orten.

  • Verringerung des Allergenkontakts.

  • Im Falle einer Sanierung häusliche Situation genau prüfen und Maßnahmen individuell planen.

  • Vorsicht beim Kauf von Produkten zur Luftreinigung: Keine Freisetzung von Schadstoffen und Geräte vorab mehrere Wochen testen.

  • Bei der Sanierung keine neuen Schadstoffe einbringen.

Das Herausfinden der Allergenquellen und die Auswahl neuer Produkte kann schwierig sein. Die allergischen Eigenschaften eines Produktes lassen sich nicht unbedingt anhand der Kennzeichnung erkennen, da. erst ab einer bestimmten Konzentration die Kennzeichnung vorgeschrieben ist und nicht alle sensibilisierenden Stoffe kennzeichnungspflichtig sind. Da sehr geringe Konzentrationen zum Auslösen der Allergie ausreichen, können auch Verunreinigungen eines Produktes verantwortlich für die allergische Reaktion sein.5 Hier ist im Einzelfall die Offenheit und Mithilfe der Hersteller sowie beratender Experten gefragt.


Fussnoten:

1Jorde W. 1998. Allergene in Innenräumen, in: Diel, Feist, Krieg, Linden (Hrsg.). Ökologisches Bauen und Sanieren, Beiträge des Fachkongresses der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Forschungsinstitute und des Allergie-Vereins in Europa 1997 in Fulda, Heidelberg
2Rühl, Kluger. 1995 - 23. Erg.Lfg. Juni 2002. Handbuch Bauchemikalien, Landsberg am Lech
3 www.meb.uni-bonn.de/gmds/abstracts/0391e.html
4Diel F. 1993. Innenraumbedingte Allergien - Erfassung und Bewertung von Schadstoffen, in: Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Forschungsinstitute (Hrsg.) Ökologische Gebäudesanierung II - Gesundes Bauen und Wohnen, Beiträge vom Fachkongress der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Forschungsinstitute in Berlin, Bonn
5Rühl, Kluger. 1995 - 23. Erg.Lfg. Juni 2002. Handbuch Bauchemikalien, Landsberg am Lech

© AGÖF / Verfasserin: Dr. Heidrun Hofmann
Büro für Umwelt, Gesundheit und Raumlufthygiene / Email: H.Hofmann.BUGR@t-online.de,
Stand: September 2002