• Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute - AGÖF

    Stellungnahme der AGÖF zur Richtlinie VDI 6202-3 - Asbest

    VDI-Richtlinie 6202-3 - Schadstoffbelastete bauliche und technische Anlagen, Asbest – Erkundung und Bewertung

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    Veröffentlicht: endgültige Version des AGÖF-Leitfadens

    Hausstaubuntersuchungen auf chemische Parameter" (SVOC, Schwermetalle, POM)

AGÖF - das Innenraumkompetenzzentrum

Übersicht Bodenbeläge und mögliche Schadstoffbelastungen

 

Bodenbelag

Wolle, Sisal, Jute
Kunstfaserteppiche oder Nadelfilzteppiche
Steinboden und Fliesen
Holz und Laminat
Linoleum
PVC
Korkboden
grundlegende Einkaufstipps
Untersuchung von Schadstoffen in Bodenbelägen
Übersichtstabelle Bodenbeläge und Schadstoffquellen

Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von unserem Mitgliedsinstitut ARGUK-Umweltlabor in Oberursel zur Verfügung gestellt, Autoren: Sonja Pfeil und Wigbert Maraun. Erschienen in "Der Naturarzt", Heft 2/98, Seite 52-55.


Sie sind in jedem Wohnzimmer zu finden und müssen ganz besonderen Qualitätsansprüchen genügen: strapazierfähig, pflegeleicht und hygienisch sollen sie sein, gut zur Einrichtung passen und möglichst lange halten. Allein wegen dieser Anforderungen fällt die Auswahl nicht leicht.

Wolle, Parkett, PVC, Laminat, Kunstfaser, Stein oder Kork - verklebt, lose verlegt, versiegelt, unversiegelt uvm.: Die Hersteller von Bodenbelägen reagieren mit einem entsprechenden Angebot auf die Nachfrage und bieten vielfältige Materialien unterschiedlicher Ausrüstung an. Oft wird bei der Auswahl jedoch außer acht gelassen, daß Bodenbeläge aufgrund ihrer Fläche und der damit verbundenen relativ hohen Raumbeladung zu den potenziell bedeutsamsten Schadstoff-Quellen im Innenraum zählen können. Das Alter, die Herkunft oder der Preis einer Ware spielen dabei so gut wie keine Rolle. Mit diesem Artikel soll eine Entscheidungshilfe bei der Auswahl des "richtigen" Materials gegeben werden, wobei verschiedene Materialien beschrieben und mögliche Schadstoffe aufgezeigt werden.

Einleitung

Im ARGUK Umweltlabor, Oberursel, gehen regelmäßig Anrufe ein, daß vom neuen Teppichboden unangenehme Gerüche ausgehen oder nach dem Verlegen eines neuen Bodenbelages Befindlichkeitsstörungen aufgetreten sind. Mitunter sind dem schon heftige Querelen mit dem Hersteller vorausgegangen.

Für eine Schadstoff-Belastung des Innenraums aufgrund eines neuen Bodenbelags kann es mehrere Gründe geben:

  • die Materialien selbst,
  • eventuell verwendete Kleber oder
  • Reaktionsprodukte von Kleber und Bodenbelag.

Auch ältere Beläge stellen mögliche Schadstoff-Quellen dar. Der Eintrag in die Raumluft erfolgt entweder durch die Flüchtigkeit der Verbindungen oder über mechanischen Abrieb. Mit dem Feinstaub können kleinste Partikel auch über die Atemwege oder die Schleimhäute aufgenommen werden. Neben den im Einzelnen aufgeführten Schadstoff-Problemen zu den verschiedenen Bodenbelägen können gefärbte Bestandteile oder Kunststoff-Materialien giftige Schwermetalle enthalten, die ebenfalls durch den mechanischen Abrieb über den Staub-Pfad in die Raumluft abgegeben werden können.

Eine Geruchsbelastung ist zwar nicht automatisch mit einer Gesundheitsgefährdung verbunden. Allerdings können Befindlichkeitsstörungen wie z.B. Kopfschmerzen schon aufgrund des als unangenehm empfundenen Geruchs ausgelöst werden und sollten deshalb vermieden bzw. nicht über einen längeren Zeitraum akzeptiert werden.

Bei der Auswahl des geeigneten Materials steht vor allem der Verwendungszweck im Vordergund. Bodenbeläge für Kinderzimmer oder für Allergiepatienten sollten viel strengere Anforderungen erfüllen, als z.B. für einen Gemeindesaal erforderlich ist. Vor allem Kinder im Krabbelalter stellen wegen ihrer altersbedingt höheren Empfindlichkeit die sensibelste Personengruppe dar. Zudem nehmen sie großere Mengen Staub auf.

Wolle, Sisal, Jute

Wer der Meinung ist, daß Schur-Wolle oder andere Naturfasermaterialien wie Sisal oder Jute grundsätzlich Schadstoff-frei sind, unterliegt leider einem Trugschluß. Schurwolle ist während der Lagerung und des Transportes extrem anfällig gegen Mottenbefall und wird deshalb oft zu einem sehr frühen Produktionszeitpunkt mit Mottenschutzmittel ausgerüstet (z.B. EULAN oder MITIN). Dabei handelt es sich um pestizide Wirkstoffe, die zwar fest mit der Faser verbunden sind, aber durch den Teppich-Abrieb mobilisiert werden und über den Staub-Pfad in die Atemluft und auf die Schleimhäute gelangen können.

Ein z.Zt. sehr bekanntes Mottenschutzmittel ist z.B. Permethrin, ein synthetisches Pyrethroid, das bei erhöhter Staub-Belastung zu Symptomen wie Schleimhautreizungen und Kopfschmerzen aber auch zu Nervenschädigungen führen kann. Mottenschutzmittel stellen insektizide Zubereitungen dar, die gesundheitlich auch für den Menschen sehr bedenklich sind. Das von der Gemeinschaft Umweltfreundlicher Teppichbodenhersteller (GUT) verliehene GUT-Siegel wiegt die Verbraucher in falsches Vertrauen: Hier wird eine Ausrüstung des Teppichbodens mit Permethrin ausdrücklich vorgeschrieben.

"Schadstoff-geprüft" bedeutet nicht in jedem Fall "Schadstoff-frei".

Das gleiche gilt für Wollteppiche mit dem Woll-Siegel des Internationalen Wollsekretariats oder dem Teppichsiegel der Europäischen Teppichgemeinschaft. Derart eulanisierte Teppichböden sind für sensible Personen oder für das Kinderzimmer als ungeeignet einzustufen. Als ebenso wirksames aber ungiftiges Mittel gegen Mottenbefall kann prophylaktisch z.B. auch eine Pheromonfalle in Räumen mit Wollteppichboden ausgelegt werden, so daß ggf. vorhandene Motten diese Fallen dem Teppichboden vorziehen.

Textile Bodenbeläge aus rein pflanzlichen Materialien wie Sisal, Jute oder Kokosfaser sind vergleichsweise robust und strapazierfähig. Allerdings werden auch hier immer wieder Rückstände an pestiziden Wirkstoffen festgestellt, die während des Anbaus der Pflanzen oder im Anschluß auf die Faser aufgebracht worden sind. Eine Eulanisierung wird hier nicht vorgenommen.

Kunstfaserteppiche oder Nadelfilzteppiche

Kunstfaserteppiche oder Nadelfilzteppiche aus Polyamid, Polyacryl, Polyester oder Polypropylen werden häufig mit einer Vielzahl chemischer Ausrüstungen angeboten, die z.B. die statische Aufladbarkeit herabsetzen, Schmutz-abweisend wirken oder die Lichtechtheit verbessern. Hier sollte bei der Auswahl gründlich überlegt werden, ob eine solche Ausrüstung tatsächlich notwendig ist. Diese Art Bodenbelag ist meistens äußerst strapazierfähig, nimmt aber weniger Feuchtigkeit auf als ein Naturfaserbelag und ist somit für das optimale Raumklima weniger geeignet. Durch Faserabrieb kann unter Umständen. eine hautreizende Wirkung von ihnen ausgehen.

Steinboden und Fliesen

Im Vergleich zu den textilen Bodenbelägen sind Steinböden und Fliesen hervorragend für empfindliche Personen geeignet. Allerdings strahlen diese Böden weniger Wärme und Behaglichkeit aus. Auch hier können leicht zu reinigende, kleinere textile Teppiche für mehr Gemütlichkeit sorgen. Bei verklebten Steinböden oder Fliesen sollte ein möglichst lösemittelfreier Kleber verwendet werden.

In Verruf geraten sind ältere Fliesen infolge der Beimischung urandioxidhaltiger Pigmente in der Glasur (vor allem in roten Fliesen). Bei bestehenden Zweifeln über das Alter oder die Herkunft der Produkte sollte eine Probe des augewählten Materials vor dem Verlegen auf ihre Radioaktivität hin untersucht werden.

Holz und Laminat

Holzfußböden vermitteln dagegen ein besonders behagliches Wohnklima und erfreuen sich auch aufgrund des ökologischen Aspektes wieder wachsender Beliebtheit. Neben der Auswahl des "richtigen Materials wie z.B. Holzdielen, Parkett, Fertigparkett oder Laminat sollte der Verarbeitungstechnik bei der Auswahl aber ebensoviel Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Je nach Verarbeitung sind nicht alle Holzfußböden für Räume geeignet, in denen sich sensiblere Personen aufhalten. Bodenbeläge aus Holz sind z.T. unbehandelt, fertig versiegelt oder gewachst erhältlich. Der Teufel steckt wie üblich im Detail:

Holzdielen und Parkett sind meist unbehandelt und werden im Allgemeinen nach mehrmaligem Abschleifen "versiegelt". Bereits beim Abschleifen sollte zumindest mit Atemschutz gearbeitet werden, da Holzstäube stark reizend wirken können. Eichen- und Buchen- Stäube sind für ihr krebserzeugendes Potential bekannt. Wenn möglich, sollte das Abschleifen mit einer speziellen Absaugeinrichtung vorgenommen werden. Anschließend sollte der gesamte Staub äußerst gründlich feucht beseitigt werden. Als Lasuren stehen Lacke, Wachse und Öle zur Auswahl.

Sogenannte "Säurehärtende Lacke" (SH-Lacke) sollten zur Versiegelung unbedingt vermieden werden, da diese Lacke Formaldehyd (schleimhautreizend, allergisierend) freisetzen können. Polyurethanlacke (DD-Lacke) können zu einer erhöhten Belastung des Innenraums mit geruchsintensiven Phenolen, kurzzeitig auch zur Freisetzung von Isocyanaten (schleimhautreizend) führen und sind deshalb auch nicht in jedem Fall zu empfehlen. Bei der Verwendung von Wasserlacken kann es zu längerfristigen Ausdünstungen von Glykolethern kommen, deren gesundheitsschädigendes Potenzial noch nicht abschließend geklärt ist.

Bei natürlichen Wachsen und Ölen sollte auf sparsame Anwendung geachtet und überschüssiges Mittel gründlich entfernt werden, da deren Inhaltsstoffe wie z.B. Terpene bei erhöhter Konzentration in der Raumluft reizend oder allein schon wegen ihres Geruchs belastend wirken können. Einige Vertreter der Terpene besitzen sensibilisierendes Potenzial. Synthetische Wachse oder Öle auf der Basis von Isoaliphaten können hinsichtlich der Schadstoff-Freisetzung ohne großere Bedenken verwendet werden. Bei Fertigparkett sollte nach der verwendeten Versiegelung gefragt werden. Grundsätzlich sollte während des Versiegelungsanstrichs großzügig gelüftet werden.

Bei Holzfußböden, die leicht zu verlegen sind, z.B. Fertigparkett oder Laminat, lohnt sich ein Blick auf die Unterseite des Materials: Hier verbirgt sich oft eine Schicht Preßspan oder Leimholz, das formaldehyd-haltiges Bindemittel enthalten kann, bzw. das mit einem solchen Bindemittel befestigt ist. Vom Gesetz geregelt wird seit 1989 zwar die maximal duldbare Freisetzung von Formaldehyd aus einem solchen Holzwerkstoff unter ganz bestimmten definierten Bedingungen. Die tatsächliche Formaldehyd-Belastung, die bei Verwendung eines solchen Materials in einem Innenraum entstehen kann, bleibt davon aber unberührt. Die Erfahrung beweist leider auch, daß immer wieder auch Materialien in den Handel gelangen, die die gesetzliche Norm nicht erfüllen und erhöhte Mengen an Formaldehyd abgeben. Dies gilt für Spanplatten allgemein, für Tischlerplatten und Sperrhölzer. MDF-Platten dagegen sind im Allgemeinen als unbedenklich zu bewerten.

Laminat wird zu den Holzwerkstoffen gezählt, wenn es sich um Spanplatten, Faserplatten o.ä. mit Kunststofffurnier handelt (oft mit Holzimitat-Muster). Dabei können mehrere Schichten Trägerpapier, Dekopapier, Zellulose-Schutzfilm mit Melaminharz verpreßt und auf einen Träger geleimt sein, oder direkt als Melaminbeschichtung auf den Träger aufgebracht werden. Melaminharze sind von der Schadstoff-Seite her als unbedenklich zu bewerten. Für Kunststofffurnier (grundsätzlich auch bei Möbeln etc.) besteht die Gefahr der Ausdünstung von Phthalsäureanhydrid, einem Ausgangsprodukt bei der Kunststoffherstellung. Bekannt ist es für den "Anhydrid-Husten", der von der Substanz oft mit zeitlicher Verzögerung ausgelöst werden kann.

Linoleum

Linoleum stellt eine ökologisch sinnvolle Alternative zu PVC dar, da es hauptsächlich aus nachwachsenden Rohstoffen wie z.B. Leinöl, aber auch Sojaöl und Tallöl oder Naturharz (vorrangig Collophonium) hergestellt wird und frei von chlorhaltigen Verbindungen ist.

Im Herstellungsprozeß wird dem Linoleumzement Kreide, Holz und Korkmehl als Füllstoff sowie Pigment beigemengt, die Masse auf einen Juterücken gepreßt und ca. 3 Wochen "gereift", bis der Belag bestimmte mechanische Anforderungen erfüllt.

Unbehandeltes Linoleum muß gewachst werden. Je nach verwendetem Wachs können dabei erhöhte Raumluftbelastungen mit Terpenen auftreten. Aufgrund der Offenporigkeit des unbehandelten Linoleums kann es zur Schadstoff-Anreicherung im Linoleum selbst kommen ( Schwammeffekt ). Schadstoffe wie z.B. flüchtige organische Verbindungen werden dann erst wieder langsam an die Raumluft abgegeben.

Andererseits begünstigen diese Diffussionseigenschaften das Raumklima, da der Boden keine Dampfsperre für Feuchtigkeit darstellt. Im Zusammenhang mit Linoleum sind Geruchsprobleme an vorderster Stelle zu nennen, die infolge des oxidativen Abbaus aus Leinölbestandteilen zu geruchsintensiven Verbindungen wie z.B. Hexanal entstehen. Diese Geruchsproblematik kann bei neuen Produkten auftreten, aber auch bei älteren noch anhalten. Bei einer ständigen Geruchsbelästigung bleibt in vielen Fällen nur noch das Entfernen des Bodenbelags.

Behandeltes Linoleum ist meist mit einem Kunstharz-Überzug auf Polyacrylat- oder Vinylacetat-Basis versehen und kann bevorzugt für die Ausstattung von Räumen geeignet sein, in denen sich empfindliche Personen aufhalten.

PVC

Hauptbestandteil von PVC sind Polyvinylchlorid- (PVC) bzw. Polyvinylchlorid-Polyvinylacetat-Copolymere (PVC/PVAc). Diese Materialien sind infolge ihres umweltbelastenden Herstellungsverfahrens und der Entsorgung als äußerst problematisch zu bewerten.

Sie enthalten große Mengen an Weichmachern (25-50%), Stabilisatoren wie Zinn oder Schwermetall-Farbstoffe oder auch Flammschutzmittel. Die Zusatzstoffe können aus dem PVC freigesetzt werden und gelangen so in die Raumluft oder den Hausstaub. Bei Verbrennungsprozessen (z.B. Wohnungsbrand) entstehen hohe Konzentrationen an Salzsäure sowie an hochgiftigen Dioxinen und Furanen. Ältere PVC-Böden können auch Asbest enthalten. Bei diesen Böden kann es zu einer erhöhten Faserfreisetzung kommen, wenn das Material beschädigt ist oder stark mechanisch beansprucht wird. Bei Sanierungen derartiger Böden sollte ggf. eine Sanierungsfirma beauftragt werden.

Polyolefin-Kunststoffe bestehen aus Polymeren von Propylen, denen Pigmente und mineralische Füllstoffe zugemengt werden. Sie stellen eine gute Alternative zu PVC dar, insbesondere in Feuchträumen, die nicht gefliest werden können. Polyolefin-Kunststoffe enthalten gewöhnlich keine Weichmacher und Flammschutzmittel, über das Abgabeverhalten flüchtiger organischer Verbindungen ist bisher jedoch wenig bekannt. Grundsätzlich sind diese Böden auch für sensible Personen geeignet.

Korkboden

Als Grundlage für die Herstellung von Korkböden dient die Rinde der in den Mittelmeerländern heimischen Korkeiche.

Die Rinde wird geschält, geschrotet und unter Hitzeeinwirkung gepreßt. Die im Kork enthaltenen Harze dienen dabei als Bindemittel und verkleben. Zum Teil werden auch Kunstharze zugefügt. In dieser Form sind Korkböden wenig strapazierfähig, so daß eine Oberflächenbehandlung zur Verlängerung der Lebensdauer notwendig ist: Dazu werden ebenfalls Siegellacke verwendet, wie sie auch bei der Versiegelung von Holzfußböden eingesetzt werden.

Die Schadstoffproblematik ist in Abhängigkeit des verwendeten Versiegelungsmittels die gleiche wie bei Holzböden. Zusätzlich kommen bei Korkbodenbelägen Geruchsprobleme hinzu, die z.B. durch phenolische Verbindungen aus zu stark erhitzten Kunstharzen bedingt sein können.

Grundlegende Einkaufstipps für schadstoffarme Fußbodenbeläge

Lassen Sie sich bei der Auswahl der richtigen Materialien viel Zeit. Überlegen Sie, welchen Anforderungen der Bodenbelag tatsächlich genügen muß. Flammschutzmittel, Mottenschutz, Anti-Allergen-Beläge oder Schutz gegen elektrische Aufladung sind nicht in jedem Fall wirklich notwendig. Informieren Sie sich vor dem Verlegen umfangreich über das Material, das Sie ausgesucht haben, so daß Ihnen anschließend vielleicht viel Ärger erspart bleibt.

Lassen Sie sich nicht mit lapidaren Formulierungen wie z.B.:  Unsere Produkte sind Schadstoff-geprüft und erfüllen die gesetzlichen Anforderungen  abspeisen. Fordern Sie Untersuchungsberichte und Prüfzeugnisse vom Hersteller an. Verschiedene Firmen bieten auch eine Volldeklaration der Ware an!

Vor dem Kauf sollten Sie deutlich zu verstehen geben, dass Sie evtl. Geruchsbelästigungen nicht akzeptieren und sehr empfindlich darauf reagieren werden. Halten Sie Zusagen über die exakte Schadstoff-Freiheit: "Frei von PCP oder Permethrin" schriftlich auf dem Kaufvertrag fest. Beim Kauf großer Mengen lohnt sich evtl. im Vorfeld eine chemische Analyse zur Schadstoff-Belastung eines Produktes. Ggf. kann über eine Kostenübernahme verhandelt werden, sofern keine Prüfzeugnisse vorgewiesen werden können. Besonders sensible Personen können eine Probe des ausgewählten Bodenbelags vor dem Verlegen auch selbst prüfen, indem sie ein Stück (mind. 10x10 cm) während des Schlafes über Nacht neben ihr Kopfkissen legen. Stellen sich hier bereits körperliche Symptome oder Abwehrreaktionen ein, sollte vom Kauf abgeraten werden.

Wenn der Bodenbelag schon bei der Anlieferung stark riecht, sollte noch vor dem Verlegen geprüft werden, ob der Boden wirklich verlegt oder die Annahme der Ware verweigert werden soll.

Auch die Art der Verlegung ist von Bedeutung. Auf die Verwendung von Kleber sollte möglichst verzichtet werden. Als Alternative kann in vielen Fällen z.B. auf doppelseitiges Klebeband zurückgegriffen werden oder der Bodenbelag verspannt werden. Haftkleber bieten ebenfalls eine lösemittelfreie Alternative zu herkömmlichen Klebern.

Bei der Verwendung von Kleber oder Versiegelungsanstrichen sollte auf Lösemittelfreiheit geachtet werden. Es empfiehlt sich in jedem Fall vor dem Verlegen ein DIN-Sicherheitsdatenblatt des Produktes vom Herstelller anzufordern. Dieses kann im Vorfeld nochmals einem unabhängigen Institut zur Prüfung vorgelegt werden, dem behandelnden Arzt oder der behandlenden Ärztin. Grundsätzlich gilt sparsame Anwendung und großzügiges Lüften während der Verarbeitung! Sollte es zu geruchlichen Problemen kommen, hilft in vielen Fällen eine Wärmebehandlung (z.B. Heizen) und viel Lüften.

Untersuchung von Schadstoffen in Bodenbelägen

Wie zu Beginn dieses Artikels erwähnt, können gesundheitliche Beeinträchtigungen sowohl von neuen wie von alten Bodenbelägen ausgehen. Während es bei einer Prüfung vor dem Kauf darum geht, ein möglichst schadstoffarmes und geruchsneutrales Produkt zu erwerben, stellt sich nach dem Kauf eher die Frage, ob eventuell festgestellte gesundheitliche Beeinträchtigungen vom Bodenbelag überhaupt herstammen, und wie solche Mängel zu bewerten sind. Solche Fragen lassen sich am besten in einem Beratungsgespräch klären, bei dem eine sinnvolle Untersuchungsstrategie festgelegt wird:

Wenn ein Bodenbelag neu gekauft werden soll empfiehlt sich - falls der Hersteller keine ausreichenden Angaben machen kann - die Untersuchung einer Materialprobe des Belages. Damit können potenziell enthaltene Schadstoffe aufgespürt und gegebenenfalls durch Kaufverzicht ausgeschlossen werden.

Ist der Bodenbelag bereits gekauft und verlegt worden, sollte zunächst die Raumluft bzw. der Hausstaub des Wohnraumes untersucht werden. Dies dient der Dokumentation und Bewertung einer möglichen Belastung innerhalb des Wohnumfeldes. Erst in einem zweiten Schritt unter dem Aspekt der Quellensuche sollten Materialproben wie z.B. der Bodenbelag selbst untersucht werden: Bei einer Materialprüfung werden (Emissions-)potenziale ermittelt. Ob und wie stark ein Stoff in den Innenraum übergeht und dort z.B. eine Geruchsbelastung verursacht, hängt nämlich noch von einer Reihe weiterer Faktoren wie z.B. der Raumtemperatur, der Luftwechselrate des Innenraumes oder der gesundheitlichen Prädisposition des Bewohners ab.

Übersichtstabelle Bodenbeläge und Schadstoffquellen

 

Bodenbelag mögliche Schadstoffe Prüfmöglichkeit im Vorfeld
Glatte Bodenbeläge
Steinböden unbekannt -
Fliesen Radioaktivität in roter Glasur, vor allem ältere Fliesen Prüfung sinnvoll
PVC-Bodenbeläge Weichmacher: Phthalsäureester, höher alkylierte Aromaten oder Phosphorsäureester Prüfung wenig sinnvoll
  Flammschutzmittel  
  Stabilisatoren: Calcium- und Zinkseifen, früher giftige Cadmium- und Bleiseifen  
  bis 1982: Asbest in Vinyl-Asbest-Platten oder Cushion-Vinyl-Platten Prüfung auf Asbest ist sinnvoll, wenn der Belag bröselt oder herausgenommen werden soll
Holz Versiegelung: SH-Lacke, DD-Lacke, Wasserlacke, Öle, Wachse Formaldehyd, Phthalsäureanhydrid, Isocyanate, Glykolether, Terpene und Abbauprodukte wie z.B. Hexanal ggf. Prüfung der Abgabe von Formaldehyd
  Belag: Laminat, Vollholz Phthalsäureanhydrid aus Furnier Bestimmung des Gehaltes an Phthalsäureanhydrid im Furnier oder Fertigparkett mit DD-Lack
  Untergrund: Preßspan-, Sperrholz-, Leimholz Formaldehyd  
Linoleum Reaktionsprodukte der Leinöloxidation Prüfung auf Hexanal
Polyolefin-Kunststoffe geringe Lösemittelabgabe Prüfung wenig sinnvoll
Kork Versiegelungen (siehe Holz) Geruchsstoffe z.B. phenolische Verbindungen  
Textile Bodenbeläge
Wolle (Schaf, Ziege, Baumwolle) Mottenschutzmittel: Eulan, Mitin, Wirkstoffe u.a. PCSD/PCAD, Permethrin Prüfung sinnvoll bei Schurwolle
Kunstfaser / Nadelfilz evtl. Geruchsbelästigung durch Rückenbeschichtung, Lösemittel-Rückstände oder Reaktionsprodukte nicht in jedem Fall
Sisal, Jute, Kokos Pestizid-Rückstände Prüfung sinnvoll
Rückenbeschichtungen textiler Bodenbeläge
SBR Geruchsbelästigung durch 4-Phenylcyclohexan, Vinylcyclohexen, trim. 2-Methylpropen, Lösemittel, Hexanal Prüfung sinnvoll
Naturfaser Pestizid-Rückstände Prüfung sinnvoll
Kunststoff Lösemittel-Rückstände oder undefinierbare Reaktionsprodukte Prüfung sinnvoll



© AGÖF / Verfasser: Sonja Pfeil und Wigbert Maraun / ARGUK Internet: www.arguk-umweltlabor.de,
Stand: September 2003